„Zuckerschoten“ im Wandel
Jahrelang haben sich die Volleyballer aus Wolkenstein mit Freizeitturnieren zufrieden gegeben. Seit 2015 wachsen die Zahl der Spieler und die Ansprüche – Tendenz weiter steigend.
Von Andreas Bauer
Den FC Erzgebirge Aue mit 2:0 in die Knie zu zwingen, ist schon ein Kunststück. Erst recht, wenn dies einem kleinen Gegner wie der SG 47 Wolkenstein gelingt. Na gut, ganz so spektakulär, wie die Geschichte zunächst klingen mag, ist sie dann doch nicht. Schließlich handelte es sich bei den Teams, die da in der 1. Erzgebirgsklasse aufeinander trafen, nur um die Mixed-Volleyballer beider Vereine. Trotzdem war diese Partie ein weiterer Beleg für den außergewöhnlichen Aufschwung, der derzeit am Wolkensteiner Netz zu verzeichnen ist.
Es gab eine Zeit, da wusste kaum jemand, dass in Wolkenstein überhaupt Volleyball gespielt wird. Nicht einmal Lars Neubert, der zunächst außerhalb seines Heimatortes diesem Hobby frönte. „Das ist an mir vorbei gegangen“, gesteht der Kfz-Meister, der als Jugendlicher für Geringswalde und später für den TSV Zschopau im Volleyball-Sportkreis Erzgebirge spielte. Damals trainierte er mit Florian Haase und Norbert Schreiter, die mit Zschopau einen Durchmarsch bis in die 2. Bundesliga hinlegten. „Mir war die Fahrerei zu viel“, erklärt Neubert, warum er letztlich doch in Wolkenstein blieb – und dort bald selbst einen großen Stein ins Rollen brachte.
Angefangen hat alles im Sommer 2006 an einem Stammtisch, an dem der heute 37-Jährige von den „Zuckerschoten“ erfuhr. Angelehnt an einige mitspielende Kleingartenbesitzer war dies der Name einer Freizeitmannschaft, die sich ab und an zu kleinen Turnieren traute. Endlich konnte Neubert auch daheim den Ball übers Netz befördern. Einmal pro Woche wurde in der örtlichen Turnhalle gespielt, nur im Sommer mal woanders. Als „Jugendtreff Wolkenstein“ erreichte man so manche gute Platzierung. Aber zehn Monate ohne Herausforderung waren den einstigen „Zuckerschoten“ irgendwann zu langweilig.
„Es wuchs der Wunsch, einen Rahmen zu schaffen, eigene Trikots zu haben und sich öfter mit anderen zu messen“, berichtet Neubert. Der Beitritt in die SG 47 Wolkenstein war 2013 ein erster Schritt. Aus den „Zuckerschoten“ und dem „Jugendtreff“ wurde eine offizielle Volleyball-Sektion. Neuberts Vorschlag, einer Liga im Volleyball-Sportkreis beizutreten, schien zunächst voreilig. Aber irgendwann – genauer gesagt im Frühjahr 2015 – war der Großteil überzeugt: „Wenn wir nach vorn kommen wollen, brauchen wir regelmäßige Spielpraxis.“ So begann die Punktejagd als Mixed-Mannschaft in der Erzgebirgsklasse des Volleyball-Sportkreises.
Mit Angelique Grunewald hatte Spielertrainer Lars Neubert nicht nur eine starke Angreiferin, sondern auch eine Übungsleiterin an seiner Seite, die sich um die neue Jugend-Mannschaft kümmerte. Auch diese steht für die rasante Entwicklung, die in den letzten drei Jahren vollzogen wurde. Denn die Nachwuchsgruppe, die im Sommer beim Erzgebirgspokal in Mauersberg für Furore sorgte, ist auf 14 Mädchen und 3 Jungen angewachsen. Im Erwachsenenbereich sind inzwischen 9 Frauen und 17 Männer aktiv. Mit Erfolg, wie der jüngste Sieg gegen Aue beweist. Nach dem Aufstieg in die 1. Erzgebirgsklasse winkt nun sogar der Sprung in die Erzgebirgsliga. „Geredet wird darüber nicht, aber Träumen ist erlaubt“, sagt Neubert, dessen Team als Herbstmeister feststeht. Ein Schlüssel zum Erfolg dürfte die Stimmung sein. „Wir haben die kleinste Halle, aber die meisten Zuschauer“, so der Spielertrainer.
Freie Presse 05.12.2018
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